Leserbrief zum Leitartikel von Hr. Keller am 2. Mai über die FDP und Ihre Ein-Mann-Show
Sehr geehrter Herr Keller,
erlauben Sie mir bitte, Sie (und viele andere Medien in Deutschland ein wenig zu korrigieren. Ich kann es nicht mehr hören, Sie entschuldigen, geschweige denn lesen. Was? Nun, die ewige Mär von der Ein-Mann-Show" der FDP. Die Partei ist ganz sicher mehr. Das wär doch sonst auf Dauer auch zum Gähnen, langweilig, uninteressant. Nein, es tut sich was, tut sich viel. Die Freien Demokraten haben immer öfter wieder Grund zur Freude. Was lange fehlte, liberale Politik (samt ihren Mandatsträgern) findet in der Öffentlichkeit wieder statt, wird gewürdigt und von vielen, gerade auch von jungen Leuten, positiv gesehen. Der Grundton jeglicher Berichterstattung ist nicht mehr Moll, sondern wieder Dur, überwiegend, auch in Ihrem Artikel.
Nach dem größtenteils selbst verschuldeten "Ausscheiden" aus dem Bundestag in 2009, Gründe in extenso ausdiskutiert, sind die Schön-Wetter-Liberalen aus der Partei ausgetreten, ihre Sonntagsreden verstummt. Lamento und Häme waren damals die Begleiter, oft medial unterstützt. Nun hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, der harte Kern ist übrig geblieben. Diese Damen und Herren bekannten sich und bekennen sich auch heute zur Politik der Freien Demokraten. Sie tun dies öffentlich, was in der Vergangenheit nicht immer vergnüglich war. Genau diese Leute haben der FDP ein Gesicht, ihr Gesicht und ihren guten Namen gegeben. Diese Gesichter, diese Menschen, haben sich auf der Straße, im privaten Kreis und in der Öffentlichkeit den Fragen der Bürgerinnen und Bürger gestellt. Viele von ihnen sitzen heute in den Parlamenten, in den Landtagen, den Kreistagen, im Stadtrat und Gemeinderat. Das sind Tausende! Genau die sind es, ich will nicht sagen vor allem, aber die haben den Karren aus dem Dreck gezogen (ganz nebenbei, ein wenig von der Spreu ist für die Bundestagswahl wieder auferstanden, parteienüblich halt).
Wenn auch noch zu wenige, gibt es in nahezu allen Parlamenten gute Köpfe der FDP, die sich zu Wort melden. Es wäre schön, wenn auch in den Medien darüber berichtet würde. In dieser Hinsicht sind die Freien Demokraten in den letzten Jahren nicht eben verwöhnt worden. Ich freue mich aber sehr, daß sich dies zunehmend ändert, vor allem auch im Internet und den neuen Medien, aber nicht nur dort.
Christian Lindner ist der Bundesvorsitzende, hat daher die Bundesebene häufig noch für sich und repräsentiert die FDP ganz ausgezeichnet. Aber ich denke, daß wird sich ändern, neue Leute werden nachkommen, aufrücken. Herr Lindner wird nicht den Fehler von Herrn Westerwelle und auch den der frühen Frau Merkel machen, gute Leute wegzubeißen. Aber das wäre ein anderes Thema. Ihm selbst kann man nur dankbar sein, das Lindnersche Pensum ist enorm. Ein Sprachbild bemühend ist er der Dirigent der FDP, der vor einem großen Orchester sitzt, wobei jeder dieser Musiker potenziell auch zum guten Solisten taugte, man müßte ihm nur die Bühne dafür geben. Eigentlich ist es ganz einfach. Eine Partei, die nicht im Bundestag vertreten ist, tut sich (zu) schwer in der öffentlichen Wahrnehmung. Also sollte sich das bald ändern. Ich habe keine wirklichen Zweifel, die Mannschaft ist gut und wird es schaffen.
Helfen Sie mit.
mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Dieter Baumgärtner