Es war ein Satz mit nachgerade prophetischem Charakter, den die bekannte Bietigheimer Politikerin Heike Dederer, vor eineinhalb Jahrzehnten Mitglied der GAL-Fraktion, in diesem Hohen Haus prägte. Die Schwarzwaldstraße, so meinte sie, sei sehr problematisch, weil sie so schmal und so kerzengerade sei. Die Gerade, so habe ich es in der Schule gelernt, ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten und wo eine Straße eine Eisenbahnlinie unterquert, kann man sie schlecht verbreitern. Von fehlenden Radwegen war damals nicht die Rede, vielleicht weil die Fahrradlobby der GAL gerade eine parlamentarische Auszeit genommen hatte.
Jetzt liegt uns der Entwurf eines Bebauungsplans vor, der zwar auf richtigen Erkenntnissen beruht, in seiner Zweirädrigkeit aber hinter den Erwartungen zurückbleibt. Natürlich muss auch im Bereich Schwarzwald-Forsthausstraße etwas passieren, denn dass es ein Fehler wäre, jetzt auf das große Verkehrskonzept zu warten, weiß wohl jeder. Und selbst, wenn dem mutigen CDU-Antrag auf eine Verbreiterung oder einen Neubau der Auwiesenbrücke Erfolg beschieden sein sollte, würde das wenig nutzen, wenn sich der Verkehr in der Schwarzwaldstraße weiterhin staut. Wir begrüßen deshalb die Maßnahmen, die geeignet sind, die Verkehrsflächen dort zu verbreitern, wo es möglich ist, die Abbiegespuren zu verlängern und vor allem der Staubildung durch eine Verlegung der Bushaltestellen vorzubeugen. Eine ist schon im Plan eingezeichnet. Über die auf der gegenüberliegenden Seite wäre noch zu reden. Ebenso sinnvoll ist es, den Gehweg westlich der Schwarzwaldstraße auf 3 Meter zu verbreitern.
Jeglicher Vernunft entbehrt der Vorschlag, beidseitige Radfahrstreifen von 1.85 m Breite anzulegen. Schauen Sie auf die Pläne: Diese Radwege beginnen und enden im Nirgendwo. Es stimmt einfach nicht, dass die Radfahrer aus den Kreuzäckern und die Schüler der Ellentalgymnasien auf der Fahrbahn fahren müssen. Sie verfügen über einen exzellenten, begegnungsfreien Radweg mit einem angenehmen Höhenprofil über die Holzgartenstraße oder den Fischerpfad. Den Radfahrer möchte ich sehen, der, von der Innenstadt kommend, mit vollem Gepäck die Schwarzwaldstraße hochstrampelt und bergab wird es, Fahrradstreifen hin oder her, gefährlich bleiben. Immerhin hätte der Radler die freie Wahl, wenn vor ihm ein Bus hält, entweder abzusteigen oder sich in den fließenden Überholverkehr einzufädeln. Ich bin oft genug mit dem Fahrrad in dieser Gegend unterwegs und würde es mir nicht im Traum einfallen lassen, die Schwarzwaldstraße mit welchem Ziel auch immer zu befahren. Ein Fahrrad hat nicht nur Pedale. Es hat auch Bremsen und die sollten jetzt greifen. Ich habe von einem Argument gehört, die besagten Fahrradstreifen seien eine Option auf die Zukunft. Das kann man so sagen, für mich ist es Zweiradideologie mit größtmöglicher Übersetzung. Schalten Sie bitte ein paar Gänge runter.
Erster Schritt wird der Grunderwerb sein. In der oberen Hälfte macht das auf der östlichen Seite 7 Meter aus, rechnet man die Radwege und den Grünstreifen heraus, verbleiben 3,30 Meter, in der unteren Hälfte sind es 10,25 Meter brutto und 6,55 Meter netto. Der Erwerb soll laut Vorlage auf freiwilliger Grundlage erfolgen. Die Stadt hat das Vorkaufsrecht. In der Vorlage verbindet ein kryptisches „beziehungsweise“ beide Sätze zu einem.
Es muss etwas geschehen und ich habe Verständnis, wenn die CDU mit Blick auf eine zügige Planung ihre Bedenken zurückstellt. Ich bin aber schon des Öfteren belehrt worden, was dann passiert, wenn man den kleinen Finger reicht. Die FDP wird die Vorlage in dieser Form ablehnen.
Dr. Georg Mehrle